Diagnose Leukämie – was nun….
Einleitung
Bei schweren Krankheiten des Partners wird die nahestehende, begleitende Person aussen vor gelassen. Es wird wenig oder nichts über das Gefühlschaos dieser wichtigsten Menschen im Leben des Kranken gesprochen. Deshalb möchte ich diesem Thema etwas Raum geben. Es ist ein persönlicher Einblick in unsere schmerzhafte Lebensphase. Hier handelt es sich auch um meine Wahrnehmung, das möchte ich noch betonen.
Ausbruch
Der Ausbruch der Krankheit kam für uns überraschend. Bis zum Abflug nach Zypern war für uns die Welt noch in Ordnung. Während dem Flug zeichneten sich bei Charly gewisse Probleme ab. Die Ursache war die Prostata – wie sich herausstellte mit der Konsequenz, dass verschiedene Untersuchungen angeordnet wurden. Mit einem etwas beunruhigenden Resultat. Vor allem das Blutbild machte uns und den Ärzten Sorgen. Im Anschluss brachte uns ein Flugzeug der Rega in die Schweiz zurück, wo es für meinen Mann auf direktem Weg ins Unispital Zürich ging.
Diagnose
Nach 2 Wochen ging es vom Unispital vorerst wieder nach Hause für eine Erholungszeit, nach all den Strapazen. Am 9. Juni stand dann die Knochenmarkpunktion an, um die Verbraucher der Trombozyten, Leukozyten etc. im Körper zu eruieren. Danach kam der Hammer, es wurden Zellen entdeckt, die nicht dorthin gehörten, mithergehend die niederschmetternde Diagnose “akute myeloische Leukämie.” Die ersten Reaktionen sind Erschrecken und Ungläubigkeit meinerseits, gefolgt von Angst und grosser Verlorenheit.
Mittlerweile ist etwas Ruhe, wenn man das so sagen darf, bei uns eingekehrt. Wir sind wöchentlich mehrmals im Unispital für Blutuntersuchungen, Chemo etc,. Abwechselnd mit stationären Spitalaufenthalten. Im Unispital fühlen wir uns gut aufgehoben. Was für den Verlauf der Krankheit wichtig ist.
Leben im Stand by
Manchmal spielt uns das Leben wirklich einen Streich. Wir gerieten in einen Strudel und einem Wechselbad der Gefühle, Angst, Zweifel, Hoffnungslosigkeit vor dem Ungewissen, was uns erwartet. Auf der anderen Seite wieder Hoffnung, Zuversicht, Glaube, dass alles doch noch gut kommt. Die inneren Kraftquellen werden auf eine harte Probe gestellt.
Wie fühlt es sich an, wenn das Leben mit seinen Wünschen, Möglichkeiten und Plänen über den Haufen geworfen wird? Durch die Situation des Erkrankten wird die eigene Bedürftigkeit abgespalten. Gut tut, wenn jemand ohne grosse Anstrengung von eigener Seite aus einfach da ist, aktiv zuhört, fragt und einem die Gewissheit gibt, nicht alleine zu sein.
Manchmal werden die Partner einfach aussen vor gelassen. Man überhäuft den Kranken mit Mitleid, was er gar nicht möchte. So nebenbei fragt man den Partner: Wie geht es dir mit der Situation? Meint man das auch so? Des Weiteren kommt der Satz: Wenn du etwas brauchst, sag es! Für mich ist es zu generell. Ich würde es umformulieren: Was kann ich für dich tun? Dieser Satz zeugt für mich von Interesse, Wohlwollen. Kann sein, das man während dieser Zeit näher am Wasser gebaut ist und deshalb etwas feinfühliger.
Das würde ich mir wünschen: Eigentlich ist es so einfach und so wichtig – und fällt doch oft so schwer: vorbeischauen, da sein zuhören, zusammen sein. Des Weiteren sich mit unseren Liebsten mit der Thematik auseinanderzusetzen. Oft fällt das den eigenen Kindern schwer, am Liebsten schieben sie die Endlichkeit weit von sich.
Nochmal, da zu sein ist wichtiger als irgendetwas zu sagen oder zu tun.
Lähmende Zeit
Die Vorstellung, alleine das Leben und den Alltag zu meistern. Keiner an der Seite zu haben, wenn ich alleine nicht klar komme. Da kommt manchmal schon Wut und Trauer auf den Partner auf, dass er mich in diesem Schlamassel zurück lässt.
Krebs verbindet man mit einem Todesurteil. Mit der Zeit relativiert sich diese Tatsache ein wenig. Einerseits machen uns die Ärzte Hoffnungen. Begründet auch dadurch, dass die Wissenschaft weiterhin Fortschritte macht. Andererseits kommen immer wieder neue gesundheitliche Probleme dazu, welches das Ganze halt wieder relativiert. Wir befinden uns wirklich in einer Achterbahn der Gefühle, Hoffnungen, Zuversicht.
Manchmal werden seitens der Ärzte so schnell Entscheidungen getroffen, dass man seelisch hinterher hinkt. Sicherlich bekommt man mit der Zeit etwas Routine, denn unsere Reise hat erst begonnen.
Interessanter, nachdenklicher und auch hoffnungsvolle Zeilen, die Du geschrieben hast. Meine Gedanken sind immer bei meinem Bruder und natürlich auch bei Dir!