Der Monat Mai fing bei uns gemächlich an. In der Hoffnung, dass die Prostata OP doch noch nachgeholt werden kann. Naja, bei uns dreht sich halt im Moment alles um die Krankheit meines Mannes. Die verschluckt einen grossen Teil unserer Energien und Ressourcen.
Kleine Inseln schaffen
Bereits seit Monaten versuche ich kleine Inseln für mich zu schaffen. Zufälligerweise bin ich vor ein paar Wochen an einem Patchwork-Laden in der Stadt vorbei geschlendert und bin spontan eingetreten. Ich liess mich von den vielen Stoffen und Farben inspirieren. Im Laden empfing mich eine Ruhe und Gelassenheit, die auf mich überschwappte. So schien mir die Zeit gekommen, einen Patchwork/Quilting Workshop zu besuchen. Da die Stunden frei wählbar waren, kam mir dies momentan sehr entgegen. Ich bin voll im Kleinkind-Kleidernähen und so kam mir die spontane Idee, eine Bettdecke für meinen kleinen süssen Enkelsohn Gioele zu patchen und anschliessend mit einem Quilt zu versehen. Es fühlt sich so meditativ, inspirierend an, und ich bleib in meiner Mitte. Die Projekte können farblich je nach Stimmung unterschiedlich ausfallen.
Beim Patchworken setzt man kleine Stoffstücke zusammen und näht daraus ein Projekt. Quilten stammt aus dem Englischen “to quilt” und steht für das Steppen.
Abklärungen
Mitte Monat stand dann die Cardiountersuchung meines Mannes beim Circle im Flughafen Zürich an, zusätzlich zu den wöchentlichen Blutuntersuchungen im Unispital. Der Circle ist eine Aussenstation des Unispitals. Die Resultate waren ernüchternd und der Arzt riet meinem Mann von einer Prostata Operation ab. Von medizinischer Sicht gesehen sicher gerechtfertigt. Mehr Lebensqualität liess der Arzt nicht gelten. So blieb uns die Hoffnung, dass mein Mann die Anästhesie davon überzeugen kann. Argumentieren ist eine meines Mannes Stärke. Zu guter Letzt hat sie zugestimmt, nachdem wir über die Risiken informiert wurden.
Raindrop-Technik
Einmal im Monat, wenn möglich 2x, gönne ich mir die Raindrop-Massage in Rapperswil bei Annett Pedrotti. Übrigens: sie unterrichtet diese Technik auch in Bad Zurzach den angehenden Masseuren.
Die Raindrop-Technik entspannt die gesamte Rückmuskulatur und reduziert nachhaltig Stress und Schmerzen. Sie transformiert auf körperlicher, emotionaler und spiritueller Ebene. Das Auftragen ätherischer Öle auf die Füsse und Rücken, zwei Heil-Ritual-Techniken, klassische Massage-Griffe und eine warme Kompresse, machen die Raindrop-Technik zu einem einmaligen Erlebnis. Der Abschluss macht das 3malige tiefe Einatmen und danach das wieder tief Ausatmen. In der Nacht schlafe ich dann jeweils wie ein Murmeltier.
Freundin-Zeit
Nach langer Zeit habe ich es wieder einmal geschafft, mit meiner besten Freundin Maria einen Nachmittag zu verbringen. Ein feines Essen in unserem Lieblingsrestaurant durfte natürlich auch nicht fehlen. An Gesprächsstoff hat es uns nie gefehlt und wir können zusammen stundenlang über Gott und die Welt philosophieren.
Prostata-Operation
Fast einen Monat später erneut ein Gespräch bei der Anästhesie. Dieses war diesmal sehr aufschlussreich und alle Fakten wurden auf den Tisch gelegt. Die Ausführungen waren klar und gut verständlich, sodass mein Mann zum Schluss kam, die Prostataoperation, trotz aller Risiken, durchführen zu lassen.
So kam es am Pfingstmontag zum Spitaleintritt und am darauffolgenden Tag zur Operation. Mittels Laserstrahlen wurde das Prostatagewebe entfernt. Herkömmliche Laser verdampfen das überschüssige Gewebe, Lichtskalpelle schneiden es heraus. Der Eingriff erfolgt durch die Harnröhre. Erfahrene Operateure können den Eingriff besonders gut steuern. In der Hoffnung, dass mein Mann nicht mehr auf den Urinkatheter angewiesen sein wird. Die OP ist gut verlaufen und mein Mann ist auf dem Weg der Besserung. Wir sind guter Dinge, dass die OP erfolgreich war. Anfangs Juni wissen wir mehr, ob der Eingriff erfolgreich war und die Blasenmuskulatur genügend Druck aufbauen kann, um selbstständig Wasser zu lassen.
Gespannt schauen wir auf den Monat Juni 2023, was er uns bringen wird. Wie sich die gesundheitliche Situation meines Mannes sich weiter entwickelt, da noch die Baustelle der Leukämie vorhanden ist. Vor allem geniessen wir die kleinen Lichtblicke, die uns das Leben schert.