Das Jahr 2022 hat uns vor Augen geführt, wie nah Freud und Leid im Leben beieinander sein können. Nach einem unspektakulären ersten Quartal, welches nach derselben Routine ablief, d.h. Planung unserer Monaten auf Zypern. Besuche während unserer Zeit auf Zypern koordinieren etc. Vor unserem Abflug stand noch eine Familienfeier an. Schon während dem Flug zeichneten sich bei Charly gesundheitliche Problem ab. Die schreckliche Diagnose und endlich die ersehnte Hochzeit von Karin und Davide in Italien. Nun alles der Reihe nach:

Überblick unserer Wintermonate in Zürich

Wir geniessen jeweils die Wintermonate in der Schweiz. Wieder so richtig Zeit haben für Familie und Freunden. Während dieser Zeit habe ich Zeit und Musse Nähworkshops zu besuchen um meine Nähkenntnisse auf ein höheres Level zu bringen. Dieses Jahr war es ein Spitzenshirt, welches mich teilweise an meine Grenzen brachte. Dieses Shirt wurde vollumfänglich von Hand genäht. Dieser 2-tägige Workshop wurde von Matthias Ackermann, einen Schweizer Designer, bei Bernina in Steckborn geleitet. Die letzten Male habe ich auch jeweils in Steckborn übernachtet, was weitere Teilnehmerinnen auch taten. So hatten wir in Ruhe Gelegenheit übers Nähen zu philosophieren.

Im Februar teilte unsere liebe Freundin Lilo mit, dass unser Öltank auf Zypern rinnt. Also musste möglichst schnell eine Lösung her. Für meinen Mann Charly kam nur eine Wärmepumpe in Frage. Dies aus der Schweiz zu organisieren ist nicht gerade Zucker schlecken. Zum Glück haben wir uns über die Jahre ein grosses Beziehungsnetz aufgebaut. Die Wärmepumpe konnte durch unseren lieben Freund Christos aus Pafos aufgetrieben und installiert werden. Seine Firma war vor Jahren für sämtliche Installationen verantwortlich in unserer Liegenschaft.

Kurz vor unserem Flug nach Zypern haben wir die Firmung von Charly’s Enkel Tiago in einem feinen Restaurant in Rapperswil gefeiert.

Endlich war es dann so weit und am 1. April flogen wir nach Zypern.

Ankunft auf Zypern – Notfall

Anstelle, das wir die Zeit auf Zypern geniessen konnten, musste Charly bereits am 2. Tag unserer Ankunft notfallmässig ins Spital, da seine Prostata plötzlich das Wasserlassen total verunmöglichte. Die Notaufnahme im General Hospital in Derinia und die dortige Diagnose waren hervorragend. Er wurde stationär aufgenommen und anschliessend am nächsten Tag in die Privatklinik Lito in Paralimni verlegt, wo auch unser Arzt auf Zypern praktiziert.

In der Klinik blieb Charly fast die ganze Zeit – mit wenigen Tagen Unterbruch zuhause.

Leider war den Versuchen, das Prostataproblem mittels Medikamenten zu behandeln, kein Erfolg beschieden, und eine Operation auf Zypern nicht möglich, da die schlechten Blutwerte dies nicht zuliessen. Deswegen hat Dr. Michael Zouvanis am 25. April den Rückflug in die Schweiz mit der schweizerischen Luftambulanz REGA und die Einweisung ins Universitätsspital Zürich veranlasst. Wir können für so eine professionelle Rückführung dankbar sein, und die Kosten wurden von unserer schweizerischen Krankenkasse vollumfänglich übernommen.

Stationärer Aufenthalt im USZ

Nach einer Isolations- und Erholungsphase im Unispital konnte endlich die Knochenmarkpunktion am 3. Juni vorgenommen werden, da die Blutwerte mittlerweile auch auf einem sehr tiefen Niveau gesunken waren. Dabei wurde festgestellt, dass Charly an einer akuten myeloischen Leukämie (AML) leidet und unverzüglich wurde die zur Bekämpfung notwendige Chemotherapie eingeleitet. Patienten mit akuter Leukämie müssen sofort mit einer intensiven Chemotherapie behandelt werden. Das Gefährliche an dieser Art Leukämie ist, dass dadurch das Immunsystem und Blutgerinnung stark reduziert ist, und jegliche Infektion tödlich sein kann.

Diagnose Leukämie… – was nun?

Die Tragweite dieser Diagnose zu begreifen benötigten wir einige Tage. Zuerst völlige Fassungslosigkeit und danach die Frage wie geht es weiter? Zu dieser Zeit funktionierten wir einfach und liessen alles über uns ergehen. Es wurden uns kompetente Ärzte zur Seite gestellt, die auch unsere vielen Fragen beantworteten. Im USZ fühlen wir uns gut aufgehoben.

Bereits am 9. Juni wurde stationär mit der 1. Chemotherapie gestartet, d.h. jeweils an 5 Tagen eine Infusion.

Am 29. Juni musste sich Charly einen kleinen Eingriff unterziehen lassen. Ein Portkatheter  wurde ihm implantiert. Der Port ist ein dauerhafter Zugang von aussen in eine Vene. Besonders bei Krebspatientinnen und -patienten ist er sehr hilfreich, da sie die Medikamente direkt in die Blutbahnen erhalten. Dies ist insbesondere bei der Chemotherapie der Fall.

Am 7.Juli erhielt Charly die 2. Chemotherapie mit zusätzlich einer Tablette, die die Therapie positiv unterstützen sollte. Da dies unter Beobachtung stattfinden sollte wurde er stationär im USZ aufgenommen.

Danach folgten einige Infektionen, die immer wieder einen Spitalaufenthalt notwendig machten. Am 15. August musste der Portkatheter im Schnellgang wieder entfernt werden, da es bereits zu einer Blutvergiftung (Sepsis) kam. Dies und Wasser in der Lunge sowie eine Pilzinfektion führten zu einem 4 ½ wöchigem Spitalaufenthalt. Die Chemotherapie musste während dieser Zeit auf Eis gelegt werden. Die Blutwerte waren erneut im Keller und Charly musste ständig mit Blutkonserven versorgt werden.

Nun war es an der Zeit, dass wir Zuhause die Hilfe der Spitex in Anspruch nahmen.

Ein Leben im Stand – by

Nach er 2. und 3. Chemotherapie wurden unter dem Mikroskop im Knochenmark keine sichtbaren Krebszellen festgestellt worden. Das Knochenmark stellt jedoch immer noch nicht genügend Blutbestandteile her, so dass wir jede Woche mindestens 2 Mal zu Blutkontrolle, und bei Bedarf zur Bluttransfusion erscheinen müssen. Die nächste Chemo-Therapie ist auf Januar 2023 geplant, da immer noch unsichtbare Krebszellen vorhanden sind.

Auch ist eine Operation der Prostata nicht möglich, solange sich die Blutwerte nicht massgeblich verbessern. Deshalb muss Charly bis auf weiteres mit dem störenden Dauerkatheter leben und dadurch ist seine Lebensqualität massiv eingeschränkt.

Im Moment bringt uns Beide diese belastende Situation an unsere Grenzen sei es physisch als auch psychisch.

Wie weiter…..

Das Leben wird nicht mehr von der Vielfalt der eigenen und gemeinsamen Gedanken und Wünsche bestimmt, sondern eingeengt von Ansprüchen, äusseren Anforderungen des Krankheitsverlaufes, den Bedürfnissen meines Mannes. In dieser Zerrissenheit und Druck durch die Mehrbelastung besteht die Gefahr mich selbst zu verlieren. Gerade die seelischen Anforderungen werden häufig unterschätzt. Manchmal würde ich es vorziehen nicht so nahe am Wasser gebaut zu sein. Öfters kullern mir Tränen die Wangen runter aus Trauer, Aussichtslosigkeit und Zorn. Immer wieder wird mir von verschiedenen Seiten Stärke attestiert. Meiner Ansicht nach Stärke ist, – sich nicht von der Achterbahn des Lebens umwerfen zu lassen -. Schlussendlich machen uns gerade diese Situationen zu dem was wir sind, Leid zu ertragen und nicht daran zu zerbrechen. Mit Dankbarkeit und Demut geniessen wir die gemeinsame Zeit so gut als möglich.

Mein Highlight in diesem Jahr

Endlich konnten meine Tochter Karin und mein Schwiegersohn Davide am 9. Juli ihre Hochzeit gebührend feiern. Ursprünglich sollte dieses Fest im Mai 2020 stattfinden. Natürlich war ihr kleiner aufgeweckter Sohn Gioele mit von der Partie.

Es wurde eine emotionale Feier, wo auch Tränen fliessen durften, natürlich Tränen der Freude an diesem speziellen Freudentag. Erfreulich waren auch das Wiedersehen mit meinen Verwandten, sowie das Kennenlernen der erweiterten Familie des Bräutigams.

               

Ich verbrachte insgesamt 4 Tage in Como, Italien, so dass ich an den letzten Vorbereitungen für das Fest teilhaben konnte und meinen fröhlichen, kleinen, süssen Enkel geniessen.

Leider konnte mein Mann Charly mich nicht ans Fest begleiten, da er diese Tage im Spital verbrachte. Nur so konnte ich das Hochzeitsfest unbesorgt geniessen, da ich mir sicher war, dass er dort gut aufgehoben sein wird. Natürlich schweiften meine Gedanken immer wieder zu ihm.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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